Dispokredit und Kontoüberziehung

Stand: 17.04.2023

Dispokredit
Dispokredite sind teuer. Die Zinsen für Kontoüberziehungen können zu hohen Belastungen führen.

Ein Dispositionskredit ist ein Kredit, der auf einem privaten Girokonto eingeräumt wird und Kontoverfügungen auch ohne Guthaben erlaubt. Dem Dispokredit liegt die Vereinbarung einer bestimmten Kreditlinie zugrunde, bis zu der das Konto überzogen werden darf. Kurze, finanzielle Engpässe können mit dem Dispo ausgeglichen werden. Grundvoraussetzung für den Erhalt eines Dispos ist neben der Volljährigkeit ein regelmäßiges Einkommen.

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Wozu ein Dispokredit?

Ein Dispositionskredit verschafft einen finanziellen Spielraum, den der Girokontoinhaber bei einem kurzfristig auftretenden finanziellen Engpass jederzeit unkompliziert nutzen kann. Eine planmäßige Rückführung durch eine Ratenzahlung ist bei Dispokrediten nicht vorgesehen. Je länger Ihr Konto im Minus ist, desto mehr Geld kostet die Disponutzung.

Achtung

Nehmen Sie einen Dispositionskredit keinesfalls dauerhaft in Anspruch! Zahlen Sie ihn schnellstmöglich zurück. So vermeiden Sie hohe Überziehungszinsen. Verzichten Sie auf unnötige Anschaffungen, solange bis alle Kredite getilgt sind.

Ein Dispokredit wird häufig erst auf Kundenantrag eingeräumt. Oft schreiben Banken ihre Girokonteninhaber auch mit einem Dispokreditangebot unaufgefordert an oder nehmen eine entsprechende Mitteilung auf dem Kontoauszug vor. Ein solches Kreditangebot gilt als angenommen, sobald Sie die Dispositionskreditlinie ganz oder teilweise in Anspruch nehmen.

Voraussetzungen für den Dispo

Voraussetzungen für einen Dispokredit sind Volljährigkeit, deutscher Wohnsitz, ein regelmäßiges Einkommen und eine einwandfreie Schufa-Auskunft. Wer eine schlechte Bonität besitzt, hat keine Chance auf einen Dispo und erhält womöglich gar kein Girokonto. Betroffene können dann nur versuchen, ein Girokonto ohne Schufa Auskunft zu beantragen oder bei Ihrer Hausbank nach einem Guthabenkonto ohne Überziehungsmöglichkeit zu fragen.

Diese Voraussetzungen müssen Sie erfüllen:

  1. Sie sind volljährig
  2. haben einen deutschen Wohnsitz
  3. besitzen keine schlechten Schufa-Einträge
  4. können regelmäßiges Einkommen nachweisen

Häufig werden zwei bis drei Monatsgehälter als Dispositionskreditlinie bereitgestellt. Bei Girokonten für Minderjährige gibt es keinen Dispositionskredit, auch nicht mit einer Einwilligung der Eltern.

Wer legt die Höhe der Dispozinsen fest?

Der Kreditzinssatz ist variabel. Er kann von der Bank laufend verändert werden. Banken verlangen zwischen 4 und 12 Zahlungen im Jahr. Die Höhe des Zinssatzes hängt vom allgemeinen Zinsniveau und vor allem auch von der Geschäftspolitik einer Bank ab. Die Höhe der Dispokreditzinssätze können in jeder Bankfiliale dem ausliegenden Preisverzeichnis und zum Zeitpunkt des Rechnungsabschlusses auch den Kontoauszügen entnommen werden. Bei Direkt- oder Onlinebanken finden Sie die Zinssätze für den Dispokredit im Preis- und Leistungsverzeichnis.

  • von jeder Bank individuell festgelegt
  • können jederzeit verändert werden
  • 4 bis 12 Zinszahlungen im Jahr
  • Zinssätze stehen im Preisverzeichnis
  • sind aber auch verhandelbar!

Die Dispozinsen werden entsprechend der täglichen Kreditinanspruchnahme berechnet und auf dem Girokonto meist quartalsweise belastet. Einige Banken rechnen auch monatlich ab. Zwar unterliegen Dispokreditzinssätze laufenden Veränderungen, doch zeigt eine im Oktober 2020 veröffentlichte Untersuchung der Stiftung Warentest die große Bandbreite berechneter Dispokreditzinssätze auf. Durchschnittlich lagen die Dispozinssätze bei 9,61 Prozent. Gerade in der damaligen Niedrigzinsphase, in der sich Banken sehr günstig von der EZB Geld beschaffen konnten, war dies immer noch ein sehr hoher Prozentsatz und damit eine gute Einnahmequelle für viele Kreditinstitute.

Dabei reichte die Zinssatzbandbreite zwischen den einzelnen Banken von 5 bis 14 Prozent. Wenngleich es sich hierbei um eine Momentaufnahme handelt, so zeigt sich, dass Kontoinhaber vor dem Abschluss eines Dispositionskredits die Zinssätze der Banken vergleichen sollten, wenn Sie wissen, dass sie ihr Girokonto überziehen.

Die Kündigungsfrist eines Dispositionskredites

Die ordentliche Kündigungsfrist eines Dispositionskredites beträgt nach den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Kreditinstitute 30 Tage. Verschlechtern sich die wirtschaftlichen Verhältnisse eines Bankkunden erheblich, so kann ein Kreditinstitut einen Dispokredit fristlos kündigen, sodass der Kredit sofort zurückgezahlt werden muss.

Was ist eine geduldete (Konto-) Überziehung?

Eine „geduldete Kontoüberziehung“ liegt vor, wenn eine Bank eine Kreditinanspruchnahme akzeptiert, obwohl keine Dispovereinbarung getroffen wurde oder das vereinbarte Dispolimit überschritten wird. Auf eine „geduldete Überziehung“ hat der Kontoinhaber keinen Anspruch: Dauer und Höhe der geduldeten Überziehung liegen im Ermessen des Kreditinstitutes. Für geduldete Überziehungen sind gewöhnlich 3- bis 7-prozentige Zinsaufschläge zu entrichten.

  • Gewährung eines Kredites ohne Vereinbarung auch über ein vereinbartes Limit hinweg
  • über Dauer und Höhe entscheidet die Bank
  • in der Regel ist die geduldete Überziehung deutlich teurer als der Dispo

Einige Direktbanken haben sich Anfang 2014 entschlossen, die hohen Zinsunterschiede zwischen dem Dispositionskredit und der geduldeten Überziehung abzuschaffen. Zinsen für geduldete Überziehungen und den Dispokredit wurden zum Beispiel bei diesen Konten angeglichen: 1822direkt Girokonto, ING Girokonto und DKB-Girokonto.

Überziehungskredite sind grundsätzlich sofort wieder zurückzuführen. Geschieht dies auf Aufforderung der Bank nicht, droht eine Girokonto Kündigung. Wichtig ist, dass wiederholt nicht abgestimmte Kontoüberziehungen das Vertrauensverhältnis zwischen Bank und Kunde beeinträchtigen, was wiederum ebenfalls eine Kontokündigung nach sich ziehen kann. Beachten Sie außerdem: nicht mit der Bank abgesprochene Überziehungen führen zu einer Verschlechterung der Bonitätsbewertung, wenn es zu einer Schufa-Meldung kommt.

Tipp

Stimmen Sie eine unvermeidbare Kontoüberziehung möglichst im Vorfeld mit Ihrer Hausbank ab. So lassen sich nicht nur hohe Mahngebühren oder negative Schufa-Einträge vermeiden, sondern womöglich auch kurzfristig bessere Kreditkonditionen vereinbaren.

Wie kann ich Kontoüberziehungen vermeiden?

Banken lassen sich Kredite sehr gut bezahlen. Die Kreditvergabe gehört zu ihren einträglichsten Geschäften. Machen Sie dabei nicht mit! Versuchen Sie ohne eine Kontoüberziehung oder einen Kredit auszukommen. Folgende Punkte sollen Ihnen Denkanstöße geben und helfen, irgendwann ohne einen Kredit auszukommen:

  • Beschränken Sie die Inanspruchnahme eines Dispos auf unvorhersehbare und unerlässliche Ausgaben.
  • Finanzieren Sie ihren Lebensunterhalt nicht dauerhaft über einen Dispositionskredit.
  • Erstellen Sie einen Haushaltsplan, der alle monatlichen Einnahmen und Ausgaben enthält. So erhalten Sie einen guten Überblick über eine Über- oder Unterdeckung.
  • Prüfen Sie regelmäßig den Kontostand Ihres Girokontos anhand von Kontoauszügen und identifizieren Sie so die Kostenfresser.

Tipp

Reduzieren Sie das Überziehungslimit in Absprache mit Ihrer Bank auf maximal 500 Euro, oder lassen Sie erst gar keine Kontoüberziehung zu. Verhandeln Sie mit dem Kreditinstitut über die Höhe des Dispozinses oder wechseln Sie die Bank.

Wenn Sie allein nicht weiterkommen und es nicht schaffen, ihre Schulden abzubauen, wenden Sie sich an eine Schuldnerberatung. Eine kostenfreie und anonyme Schuldnerberatung erhalten Sie beispielsweise bei der Caritas.

Welche Alternativen zur Kontoüberziehung gibt es?

Wenn Sie dauerhaft im Dispo sind oder regelmäßig Ihr Girokonto überziehen, versuchen Sie zunächst Ihre Ausgaben zu senken und gleichzeitig auf eine zinsgünstigere Kreditform für die Tilgung der Verbindlichkeiten umzustellen. Wenn ein Kredit mit hohem Zinssatz durch einen günstigeren Kredit mit niedrigerem Zinssatz ersetzt wird, spricht man auch von einer Umschuldung. Alternativen zu einem Dispokredit bilden zum Beispiel der Abrufkredit, auch Rahmenkredit genannt, und der Ratenkredit.

Abruf- und Rahmenkredite

Abruf- oder Rahmenkredite sind ähnlich flexibel wie ein Dispokredit und ebenfalls mit variablen Zinssätzen ausgestattet. Ein Abrufkredit verfügt über einen unbefristeten Kreditrahmen, den der Kreditnehmer jederzeit ganz oder teilweise in Anspruch nehmen kann. Die möglichen Kreditsummen von Abrufkrediten liegen in der Regel zwischen 1.500 und 50.000 Euro.

Im Unterschied zum Dispokredit wird beim Abrufkredit eine monatliche Rückzahlungsrate vereinbart. Sie können aber auch jederzeit den gesamten Kreditbetrag in einer Summe zurückführen. Zinsen und Bearbeitungsgebühren werden nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Kreditbetrag berechnet. Ein Abrufkredit wird auf einem eigenen Kreditkonto verbucht und nicht wie beim Dispokredit als Kreditlinie auf dem laufenden Girokonto ausgewiesen.

Ratenkredite

Kreditnehmer unterliegen häufig der Versuchung, einen Abrufkredit immer wieder neu in Anspruch zu nehmen. Ziel sollte aber sein, komplett auf einen Kredit zu verzichten. Wer den Dispo wirklich loswerden will, kann auch einen Ratenkredit als Unterstützung bei der Kreditrückführung nutzen.

Der Ratenkredit zeichnet sich durch einen für die gesamte Kreditlaufzeit geltenden festen Zinssatz aus, der in der Regel noch etwas günstiger ist als bei einem Rahmen- oder Abrufkredit. Der vereinbarte Kreditbetrag wird ausbezahlt und sofort zur Tilgung des teureren Dispokredites genutzt. In regelmäßigen Monatsraten wird dann die Kreditverbindlichkeit laufend reduziert, bis der Ratenkredit komplett getilgt ist.

Beispiel

Hier eine einfache Beispielrechnung, um die Kosten des Dispokredits mit denen eines Ratenkredts zu vergleichen:

Nehmen wir an, Sie haben Ihr Girokonto um 2.000 € überzogen und müssen Dispozinsen in Höhe von 10 % zahlen. Sie können nicht das Konto auf einmal ausgleichen und zahlen deshalb 100 € über einen Zeitraum von 20 Monaten zurück. Damit ergeben sich insgesamt Dispozinsen in Höhe von 175 €.

Wenn Sie aber stattdessen einen Ratenkredit zu einem effektiven Jahreszins von 4,15 % aufnehmen und den Kreditbetrag von 2.000 € in Raten von 87 € über 24 Monate zurückzahlen, haben Sie nur Kosten in Höhe von 86 €.

In diesem Beispiel würden Sie durch eine Umschuldung also knapp 90 € sparen.

Fazit

Dispokredite sind teuer. Versuchen Sie ohne eine Kontoüberziehung auszukommen. Bestenfalls vereinbaren Sie mit der Bank, dass Ihr Girokonto nicht mehr überzogen werden kann. Zur Überbrückung eines kurzfristig auftretenden Liquiditätsengpasses ist ein Dispo oder die geduldete Kontoüberziehung eine einfache Möglichkeit. Die zu zahlenden Zinssätze sind aber unverhältnismäßig hoch. Teure Dispokredite lösen Sie am besten über einen günstigeren Rahmenkredit oder Ratenkredit ab. Kaufen Sie niemals auf Pump und leisten Sie sich immer nur das, was Sie auch wirklich sofort bezahlen können. In unserem Girokonto Vergleich können Sie Konten nach Dispo oder geduldeter Überziehung sortieren.


Ihre Kommentare zu diesem Beitrag

Kann die Bank Zinsen verlangen für einen Dispo (Girokonto) der nicht in Anspruch genommen wird? Zum Beispiel
1.80 % bei 10000,-€ wären das mtl. 14,87.

von Heiss Peter

Antwort vom Kontofinder Team

Der Dispokredit ist ein Überziehungskredit. Wird das Girokonto nicht überzogen, müssen Sie auch keine Überziehungszinsen bezahlen.